Fugen ABC

Das Fugen-ABC soll helfen, die zahlreichen Begriffe "Rund um die Fuge" besser zu verstehen.

Abglätten bzw. Abziehen eines Fugendichtstoffes

Methode, unter Verwendung eines Glättmittels und einer Glättspachtel, um den Fugendichtstoff nach Einbringung in die Fuge anzupressen, um einerseits eine vollflächige Haftung an den Haftflächen und anderseits eine optisch verbesserte Fugenoberfläche zu erreichen. Weiters wird bei diesem Vorgang ein eventuell überschüssiger Dichtstoff abgezogen.

Ablüftezeit

Ist die Mindestwartezeit nach dem Auftragen eines Voranstriches (Primers) bis zum Einbringen des Dichtstoffes.

Absolute Luftfeuchtigkeit

siehe Luftfeuchtigkeit

Acetat vernetzender Dichtstoff

ist ein Dichtstoff mit Essigsäure-Vernetzungssystem. Als Acetate werden die Salze oder Ester der Essigsäure (Ethansäure) bezeichnet. Die acetatvernetzenden Dichtstoffe reagieren mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von Essigsäure. Am typischen Geruch leicht zu erkennen. Haften gut auf Glas und glasierten Flächen, wie z. B. Emaille oder Fliesen. Für alkalisch reagierende Untergründe, wie z. B. Beton, sind sie nicht geeignet (Ablösungserscheinungen).

Acryl-Dichtstoffe

Acryl ist eine Sammelbezeichnung von chemischen Substanzen, die sich durch die Acrylgruppe (CH2=CH-COOH) auszeichnen. Acryl-Dichtstoffe sind plastoelastisch und geeignet für Fugen mit geringen Dehnbewegungen. Eigenschaften: rau, offenporig und mit Dispersionsfarben überstreichbar. Härtet durch Abgabe von Wasser aus.

Adhäsion

darunter versteht man das Haften der Moleküle verschiedener flüssiger und fester Stoffe aneinander (z. B. Haftung der Dichtstoffe an den Fugenflanken).

Alkalisch vernetzender Dichtstoff

Der alkalisch reagierende Dichtstoff vernetzt mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung eines dem System entsprechenden Reaktionsproduktes, das sehr intensiv riecht. Meist Amin-System. Als Amine bezeichnet man basische, organische Abkömmlinge (Derivate) des Ammoniaks. Alle Alkalisch reagierenden Systeme haben eine besonders gute Haftung auf ebenfalls alkalisch reagierenden Untergründen (z. B. zementgebundene Haftflächen).

Alkoxy vernetzender Dichtstoff

Alkoxy vernetzender Dichtstoff gehört zu den sogenannten Neutralsystemen und reagiert mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von neutralen Reaktionsprodukten. Bei Alkoxy-Systemen sind es überwiegend Alkohole, wie z. B. Methanol oder Ethanol, das gasförmig an die Umgebung abgegeben wird.

Anschlussfuge

Anschlussfugen entstehen ungewollt, wenn zwei unterschiedliche Bauteile aneinandertreffen, und der gebildete Spalt abgedichtet werden soll. Die bekanntesten Anschlußfugen findet man im Sanitärbereich, z.B. der Anschluss zwischen Duschtasse, Badewanne oder Waschbecken zu Wand oder Boden.

Anstrichverträglichkeit

Die Anstrichverträglichkeit im Zusammenhang mit Fugendichtstoffen unterscheidet 2 Bereiche: 

  1. Vorhandener Anstrich unter dem Dichtstoff
  2. Vorhandender oder nachträglicher Anstrich neben der Fuge (bis max. 1 mm auf dem Dichtstoff im Randbereich)

Anstrichverträglich ist ein Dichtstoff, wenn sich keine schädigende Wechselwirkungen zwischen Dichtstoff, der Beschichtung und angrenzenden Baustoffen ergeben. 

  • Haftung Dichtstoff auf Beschichtungsstoff
  • Haftung Beschichtungsstoff auf Dichtstoff (im Grenzbereich)
  • keine Erweichung des Beschichtungsstoffes oberhalb oder unterhalb des Dichtstoffes
  • keine Verfärbung

Nachdem die "Anstrichverträglichkeit" häufig mit der "Überstreichbarkeit" verwechselt wird, empfiehlt sich auch den Fachbegriff "Überstreichbarkeit" zu beachten!

Ausdehnungskoeffizient

Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist ein Kennwert, der das Verhalten eines Stoffes und dabei meist eines Materials, bezüglich Veränderungen seiner Abmessungen bei Temperaturveränderungen beschreibt. Der hierfür verantwortliche Effekt ist die Wärmeausdehnung. Der Längenausdehnungskoeffizient (auch linearer Wärmeausdehnungskoeffizient) gibt an, um welchen Betrag im Verhältnis zur gesamten Länge, sich ein fester Körper bei einer Temperaturänderung von einem Kelvin vergrößert oder verkleinert. Bei anisotropen (richtungsabhängigen) Festkörpern kann auch die Messrichtung einen Einfluss haben, was es in Bezug auf die Aussagekraft der Stoffwerte zu beachten gilt.

Baustoffklasse

siehe "Brandschutzklassen".

Benzamid-Dichtstoffe

Benzamid vernetzender Dichtstoff gehört zu den sogenannten Neutralsystemen und reagiert mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von neutralen Reaktionsprodukten. Bei der Vernetzung von Benzamid-Systemen entstehen, neben flüchtigem Ethanol, vorwiegend N-Methylbenzamid, ein Feststoff, der im Dichtstoff verbleibt.

Brandschutzklassen

Europäische Klassifizierung nach EN 13501-1

A : kein Beitrag zum Brand (A1, A2)
B : sehr begrenzter Beitrag zum Brand.
C : begrenzter Beitrag zum Brand.
D : hinnehmbarer Beitrag zum Brand.
E : hinnehmbares Brandverhalten.
F : keine Leistung festgestellt.

Brennbarkeit

Der Begriff der Brennbarkeit definiert, ob ein Stoff unter Sauerstoffeinfluss und mit Hilfe einer Wärmequelle entzündbar ist.

Siehe "Brandschutzklassen".

Bruchdehnung

siehe "Reißdehnung".

Copolymer

ist das Endprodukt einer Copolymerisation.

Copolymerisation

früher auch Mischpolymerisation genannt. Es ist der Begriff für eine Polymerisation, bei der mehrere Verbindungen zusammen so polymerisieren, dass die entstehenden Großmoleküle diese Verbindungen als Grundbausteine enthalten. Copolymerisate haben im allgemeinen verbesserte Eigenschaften, verglichen mit denen des einzelnen Polymerisats. Colpolymerisate sind z. B. Butylkautschuk, Polyurethan.

Dampfsperre

Eine Dampfsperre ist eine wasserdampfundurchlässige Schicht, die an der Innenseite einer raumseitigen Wärmedämmung (Innendämmung) angebracht wird, um eine Durchfeuchtung der Dämmschicht durch Diffusion von Wasserdampf (Luftfeuchtigkeit) zu verhindern. Je nach Höhe des Dampfdiffusionskoeffizient unterscheidet man Dampfsperren (über 100 m Luftschicht) und Dampfbremsen (unter 100 m Luftschicht). Wirkliche Sperren sind nur Metall (Alu oder Kupferfolien) und Glas. Eine Dampfsperre (oder Bremse) hat mit dem Raumklima nur wenig zu tun. Sie muss in erster Linie Bauteile und Konstruktionen vor Feuchtigkeit schützen.

Anmerkung:
Eine nicht sachgemäß eingebaute Dampfsperre ermöglicht eine Durchfeuchtung von innen durch Kondensation (Taupunkt) der Raumluft, die in der Wärmedämmung auf kalte Außenluft trifft. Daher muss die Dampfsperre "dichter" sein als das Bauteil das dahinter liegt. Die Dampfsperre muss immer so nah wie möglich an der Rauminnenseite liegen und luftdicht ausgeführt sein. Eine undichte Stelle durch z. B. eingebaute Elektroinstallationen (Steckdose, Spot, Lautsprecher...) kann verheerende Folgen haben. Im Winter kann warme, feuchte Luft durch z. B. einen nicht abgedichteten Einbauspot in die Wärmedämmung strömen. Dort trifft sie auf wesentlich kältere Luft. Diese kondensiert nicht nur, sondern es kann sich sogar eine sog. Eislinse bilden. Wenn im Frühling die Temperaturen wieder steigen schmilzt das Eis und das Wasser richtet dann Schaden an. Dieser Wasserschaden hat dann aber absolut nichts mit Niederschlag zu tun.

Dichtstoff

Ein Dichtstoff ist ein Werkstoff zum Abdichten von Fugen. Im Gegensatz zu einer Dichtung muss der Dichtstoff an den Fugenflanken haften, um seine Funktion erfüllen zu können.

Dispersion

Eine Dispersion ist in der Chemie ein Gemenge aus mindestens zwei Stoffen, die sich nicht oder kaum ineinander lösen oder chemisch miteinander verbinden. In der Regel handelt es sich dabei um Kolloide (mikroskopisch kleine Teilchen, die innerhalb eines Mediums fein verteilt vorliegen). Dabei wird ein Stoff (dispergierte Phase, disperse Phase, "innere Phase" oder Nebenphase) möglichst fein in einem anderen Stoff (Dispersionsmittel, Dispergens, kontinuierliche Phase', "äußere Phase" oder Hauptphase) verteilt.

Dreiflankenhaftung vermeiden

Der Silikondichtstoff darf nur auf die beiden zu verfugenden Baustoffe aufgetragen werden und nur diese beiden Kanten berühren. Eine "Dreiflankenhaftung" ist zu vermeiden. Oftmals werden z.B. Bodenfugen mit so viel Silikon ausgespritzt, dass das Silikon Fliesen und Untergrund verbindet ("Dreiflankenhaftung").

Elastische Dichtstoffe

Elastische Dichtstoffe zeigen nach einer Dehnung das Bestreben, selbstständig wieder weitgehend in die Ausgangsform zurückzukehren. Die Dehnbewegung ist in unbegrenzter Anzahl wiederholbar, in der Größe der Bewegung aber begrenzt.

Essigsäure vernetzender Dichtstoff

Die essigsauer (Acetat) vernetzenden Dichtstoffe reagieren mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von Essigsäure. Am typischen Geruch leicht zu erkennen. Haften gut auf Glas und glasierten Flächen, wie z. B. Emaille oder Fliesen. Für alkalisch reagierende Untergründe, wie z. B. Beton, sind sie nicht geeignet (Ablösungserscheinungen).

Fuge

Eine Fuge (fügen, zusammenfügen) ist ein Spalt oder Zwischenraum zwischen zwei Bauteilen oder Materialien. Wenn eine Fuge abgedichtet werden soll, unterscheidet man zwei Typen: Dehn- oder Stoßfuge und Anschlussfuge

Dehnfugen müssen vorgesehen werden, um die Längenänderungen der einzelnen Bauteilen oder Materialien (thermische Längenänderungen, feuchtebedingte Längenänderungen, lastbedingte Längenänderungen) auszugleichen, ohne dass Zwängungen entstehen, die im Extremfall zur Zerstörung der Bauteileoder Materialien führen würden. Um das Eindringen von Wasser zu verhindern, werden Dehnfugen mit dauerelastischen Dichtstoffen abgedichtet.

Anschlussfugen entstehen ungewollt, wenn zwei unterschiedliche Bauteile aneinandertreffen, und der gebildete Spalt abgedichtet werden soll. Die bekanntesten Anschlußfugen findet man im Sanitärbereich, z.B. der Anschluss zwischen Duschtasse, Badewanne oder Waschbecken zu Wand oder Boden. In den meisten Anschlußfugen kommen nur geringe Relativbewegungen vor, sodass auch Dichtstoffe mit geringerer Elastizität verwendet werden können.

Fugenflanke

Ist die rechte oder linke Seite einer Fuge.

Fungizid

Ein Fungizid ist ein chemischer oder biologischer Wirkstoff, der Pilze oder ihre Sporen abtötet oder ihr Wachstum hemmt.

Fungizid ausgerüstete Dichtstoffe

beugen einem möglichen Schimmelbefall vor, verlieren jedoch im Laufe der Zeit ihre Wirkung.

Haftgrundierung

Haftgrundierung (Primer) dient zur Verbesserung der Hafteigenschaft des Dichtstoffes auf dem Untergrund. Primer und Dichtstoff bilden ein System, das aufeinander abgestimmt ist. Primer-Empfehlungen des Dichtstoff-Herstellers unbedingt beachten! Das Weglassen eines empfohlenen Primers muss nicht unmittelbar oder zwangsläufig eine Reklamation nach sich ziehen.

Hautbildungszeit

ist die Zeitspanne zwischen Verarbeitung und beginnender Hautbildung auf dem Dichtstoff. Nur einkomponentige Dichtstoffe können eine Haut bilden, da die Härtung/Trocknung an der Oberfläche beginnt und nach innen fortschreitet. Zweikomponentige Dichtstoffe vernetzen im vollen Fugen-Querschnitt.

Hinterfüllmaterial (Rundscnur)

Die auszufüllenden Fugen sind, durch bauliche Gegebenheiten bedingt, in der Regel tiefer als notwendig, so dass zur fachgerechten Abdichtung eine Tiefenbegrenzung notwendig ist. Als Hinterfüllmaterial benutzt man dazu geschäumten Kunststoff in Form einer Rundschnur.

Isocyanate

Die Isocyanate sind chemisch hochreaktive Verbindungen, die die Struktur R-N=C=O aufweisen. Die bedeutendsten Reaktionen der Isocyanatgruppe sind die Additionsreaktionen an Alkohole, Wasser oder Amine. Aus der Polyadditions-Reaktion von Diisocyanaten (Verbindungen mit 2 Isocyanat-Gruppen) mit Diolen (2-wertige Alkohole) entstehen die technisch vielfältig genutzen Polyurethane.

Kohäsion

von lat.: cohaerere = zusammenhängen) Bezeichnung für den durch eine chemische Bindung oder zwischenmolekulare Kräfte verursachten Zusammenhalt der Stoffe (bewirkt u. a. die innere Festigkeit der Dichtstoffe)

Komprimierung bei Dichtungsbänder

Dichtungsbänder werden auf 15 % bis 20 % der Ausgangsdicke zusammengepresst und in dieser Form aufgewickelt. Man spricht dann von einer Komprimierung von 20 % oder 1:5

Lagerstabilität von Polyurethanschaum

Aerosol-Polyurethanschaum soll unbedingt stehend, kühl und trocken gelagert werden, ansonsten kann das Ventil verkleben! Bei einer Temperatur über 20°C verkürzt sich die Lagerzeit. Polyurethanschaum ist nicht frostempfindlich!

Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit, oder kurz Luftfeuchte, bezeichnet den Anteil des Wasserdampfs am Gasgemisch der Erdatmosphäre oder in Räumen. Flüssiges Wasser oder Eis wird der Luftfeuchtigkeit folglich nicht zugerechnet. Der Wassergehalt der Luft kann durch verschiedene so genannte Feuchtemaße angegeben werden.

Absolute Luftfeuchtigkeit
Die absolute Luftfeuchtigkeit, auch Wasserdampfdichte oder kurz Dampfdichte, ist die Masse des Wasserdampfs in einem bestimmten Luftvolumen, also dessen Dichte beziehungsweise Konzentration. Sie wird üblicherweise in Gramm Wasser pro Kubikmeter Luft angegeben. Die absolute Luftfeuchtigkeit ist aufgrund der Änderung des Volumens stark temperaturabhängig und ohne dessen Angabe nicht mit Werten in anderen Temperaturbereichen vergleichbar.

Relative Luftfeuchtigkeit
Die relative Luftfeuchtigkeit ist das prozentuale Verhältnis zwischen der momentanen Luftfeuchtigkeit und der Feuchtigkeit, die die Luft unter den gegebenen Umständen maximal aufnehmen könnte. Die relative Luftfeuchtigkeit steht also für den relativen Sättigungsgrad des Wasserdampfs:
Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % enthält die Luft nur die Hälfte der Wasserdampfmenge, die sie bei der entsprechenden Temperatur maximal aufnehmen könnte.

Bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit ist die Luft vollständig mit Wasserdampf gesättigt. Wird der Sättigungsgrad von 100 % überschritten, so schlägt sich die überschüssige Feuchtigkeit als Kondenswasser bzw. Nebel nieder.

Mit steigender Temperatur nimmt die zur Sättigung benötigte Wasserdampfmenge zu. Das hat zur Folge, dass die relative Luftfeuchtigkeit eines gegebenen Luftvolumens bei Erwärmung abnimmt. Da sich also die maximale Feuchte mit der Temperatur ändert, ist hier die Angabe der Temperatur für die Vergleichbarkeit der Werte zwingend notwendig. So zeigt sich beispielsweise, dass in einer als trocken erscheinenden Wüste mit einer Lufttemperatur von 34,4 °C und einer relativen Luftfeuchte von 20 % insgesamt 7,6 Gramm Wasserdampf in einem Kubikmeter Luft enthalten sind, was bei einer Lufttemperatur von 6,8 °C einer relativer Luftfeuchte von 100 % entspricht und somit zur Kondensation führen würde. Daher sind Phänomene wie Dunst oder Nebel ein Signal für eine hohe relative Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig für tiefe Temperaturen. Die Wahrnehmung der Luft als trocken oder feucht liegt also eher an der Temperatur als an der tatsächlich in ihr enthaltenen Wassermenge.

MAK-Wert

Die Maximale Arbeitsplatz-Konzentration (MAK-Wert) gibt die maximal zulässige Konzentration eines Stoffes als Gas, Dampf oder Schwebstoff in der (Atem-)Luft am Arbeitsplatz an, bei der kein Gesundheitsschaden zu erwarten ist, auch wenn man der Konzentration in der Regel 8 Stunden täglich, maximal 40 (42) Stunden in der Woche ausgesetzt ist (Schichtbetrieb).

Es ist also die Konzentration eines Stoffes, die einem Arbeitnehmer an seinem Arbeitsplatz zugemutet werden darf. Je niedriger der Wert eines Stoffes ist, umso gesundheitsschädlicher ist er. Dabei gelten die MAK-Werte für Personen die gesund und im erwerbsfähigen Alter sind.

MS-Polymer-Dichtstoff

Das MS-Polymer als Grundstoff dieser Dichtstoffsysteme (MS= modifiziertes Silan) ist ein neutral aushärtendes Polymer, welches bei Feuchtigkeitszutritt Alkohol abspaltet. Damit lassen sich UV-stabile, auf den meisten Substraten primerlos haftende Dichtstoffe und elastische Klebstoffe formulieren. Interessant an dieser Technologie ist die Tatsache, dass der Primer (Primer = Haftvermittler für schwierige Untergründe) der normalerweise separat aufgetragen werden muss, in den Dichtstoff eingebaut ist. Der Dichtstoffauftrag beinhaltet also eigentlich zwei Arbeitsgänge, nämlich Primerauftrag und Dichtstoffauftrag selbst. Die universelle Einsetzbarkeit und die geschilderten Vorteile sind der Grund für die wachsende Bedeutung dieser Dichtstoffklasse.

Nachdruckfrei

von "nachdruckfrei" spricht man bei Aerosol-Polyurethanschaum, wenn es beim verarbeiteten Schaum im ausgehärteten Zustand zu keiner Nachexpansion und folglich keiner Verformung der angrenzenden Bauelemente (z. B. Fensterrahmen) kommt.

Neutral vernetzender Dichtstoff

Neutral vernetzende Dichtstoffe reagieren mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von neutralen Reaktionsprodukten, die für das jeweilige Vernetzungssystem charakteristisch sind.

Siehe Alkoxy-System, Benzamid-System und Oxim-System.

Objekttemperatur

gibt an, welche Temperatur die Haftflächen aufweisen müssen bzw. haben dürfen, wenn der Dichtstoff verarbeitet und in die Fuge eingebracht wird.

Oxim vernetzender Dichtstoff

(=Dichtstoff mit Oxim-Vernetzungssystem) reagiert mit Luftfeuchtigkeit unter Abspaltung von Butanonoxim. Die Geruchsbelästigung während der Aushärtung ist gering, trotzdem muß auf gute Belüftung geachtet werden.

PH-Wert

Der pH-Wert ist ein Maß für die Stärke der sauren bzw. basischen Wirkung einer Lösung. Der Begriff leitet sich von pondus Hydrogenii oder potentia Hydrogenii (lat. pondus = Gewicht; potentia = Kraft; hydrogenium = Wasserstoff) ab.
pH <7 entspricht einer sauren Lösung 
pH 7 entspricht einer neutralen Lösung 
pH >7 entspricht einer alkalischen Lösung

Plastische Dichtsotffe

Besitzen nach einer Dehnung kein oder nur ein sehr geringes Rückstellvermögen und eignen sich nur für Verfugungen mit geringer Dehnbewegung.

Polymer

Ein Polymer (altgriech.: poly, viel; meros, Teil) ist eine chemische Verbindung, die aus Ketten- oder verzweigten Molekülen (Makromolekülen) besteht, die aus gleichen oder gleichartigen Einheiten (den sogenannten Monomeren) bestehen. Das Adjektiv polymer bedeutet entsprechend aus vielen gleichen Teilen aufgebaut.

Polymerisation

Die Polymerisation ist eine chemische Reaktion, bei der Monomere, meist ungesättigte organische Verbindungen, unter Einfluss von Katalysatoren und bei Auflösung der Mehrfachbindung zu Polymeren (Moleküle mit langen Ketten, bestehend aus miteinander verbundenen Monomeren) reagieren. Dabei unterscheidet man zwischen Homo-Polymerisation, bei der nur eine Monomerart umgesetzt wird, und Co-Polymerisation, bei der zwei oder mehr verschiedene Monomere zur Reaktion gebracht werden. Die Produkte der Polymerisation nennt man Polymerisate.

Polyurethan

Polyurethane (PU, DIN-Kurzzeichen: PUR) sind Kunststoffe oder Kunstharze, welche aus der Polymerisationsreaktion eines Polyesters oder eines (Poly)Acrylates und eines Polyisocyanats entstehen. Charakteristisch für Polyurethane ist die Urethan-Gruppe.

Polyurethane können, je nach Herstellung hart und spröde, aber auch weich und elastisch sein. In Aerosoldosen ist PUR als Bauschaum bekannt.

Porenbeton

Porenbeton (früher Gasbeton) ist ein verhältnismäßig leichter poröser, mineralischer Baustoff auf der Grundlage von Kalk-, Kalkzement- oder Zementmörtel, der grundsätzlich einer Dampfhärtung unterzogen wird. Aus Porenbeton werden Mauersteine und Fertigbauteile gefertigt. Die geringe Dichte des Materials bringt eine vergleichsweise hohe Wärmedämmwirkung mit sich, aber die Schalldämmung ist zugleich eher mäßig. Porenbeton wird im Mauerwerksbau für Außenwände und Innenwände genutzt

Primer

Voranstrich. Der Begriff „Primer“ geht auf das englische Verb „to prime“ zurück, was so viel wie „grundieren“ bedeutet.

PUR

siehe Poyurethan

Reißdehnung

Gibt an, bei welcher Dehnung ein Dichtstoff beim Zugversuch entweder vom Kontaktmaterial abreißt (Adhäsionsbruch) oder im Material reißt (Kohäsionsbruch).

Reißfestigkeit

Gibt an, welche Kraft notwendig ist bzw. überschritten werden muß, damit der Dichtstoff in sich reißt oder sich von der Haftfläche (Fugenflanke) ablöst.

Relative Luftfeuchtigkeit

siehe Luftfeuchtigkeit

Rückstellvermögen

Eigenschaft eines Dichtstoffes, die ursprüngliche Form und die ursprünglichen Maße ganz oder teilweise wieder anzunehmen, nachdem die Kräfte aufgehoben wurden, welche die Verformung verursacht haben.

Rundschnur

siehe Hinterfüllmaterial

Sauer vernetzend

siehe Acetat vernetzender Dichtstoff

Schimmelbefall

Ein besonderes Problem stellt der Schimmel in Gebäuden, insbesondere in Wohngebäuden dar. Ursachen für Schimmel in Gebäuden sind Nutzerverhalten, Mängel an der Baukonstruktion oder meistens eine Kombination aus Nutzerverhalten und Konstruktionsmängeln.

Ein ordnungsgemäßes Lüften einer Wohnung liegt bei einem dreimaligen Stoßlüften vor. Beträgt die Raumluftfeuchtigkeit nutzungsbedingt wegen unzureichender Belüftung mehr als 60% besteht auch bei ausreichendem Mindestwärmeschutz der Außenbauteile ein Schimmelpilzrisiko. Besonders gefährdet sind Schlafzimmer und Badezimmer und Küchen. In diesen Räumen entsteht nutzungsbedingt meist eine höhere Raumluftfeuchtigkeit. Außerdem werden diese Räume oft nicht oder nicht ausreichend beheizt. Schimmelpilz lässt sich auf Dauer nur beseitigen, wenn die Entstehung von Feuchtigkeit über 80% relative Feuchte an den betroffenen Stellen verhindert wird. Das Abtöten von Schimmelpilzen mittels Chemikalien kann nur vorhandenen Schimmelbefall entfernen und kurzfristig vorbeugend wirken, Baufehler können damit nicht gelöst werden. Bei "Hausmitteln" ist Vorsicht angesagt, da diese oft mehr schaden als nutzen.

Shore-A-Härte

Beschreibt die Materialfestigkeit eines elastischen Dichtstoffes.

Silan-Modifizierter-Polyether-Dichtstoff

siehe MS-Polymer-Dichtstoff

Silikon-Dichtstoffe

Die bekanntesten Silikondichtstoffe, allesamt luftfeuchtigkeitshärtend, lassen sich einteilen in die Acetatsysteme, Amin/Aminoxysysteme, Oximsysteme, Benzamidsysteme und Alkoxysysteme.

Am bekanntesten ist das Acetatsystem, welches beim Aushärten Essigsäure abspaltet. Es zeichnet sich aus durch eine sehr hohe Stabilität (Hitze, UV-Strahlung, Bewitterung) und gute Haftung zu mineralischen Untergründen wie Glas, Email, Porzellan und auch eloxiertes Aluminium. Die Acetatsysteme werden in großem Umfang bei Innenausbau von Häusern im Sanitärbereich verwendet und stellen für den Laien wahrscheinlich den Inbegriff eines „Silikons" dar.

Die Amin/Aminoxysysteme weisen beim Aushärten einen charakteristischen, fischartigen Geruch auf. Dieser eher unangenehme Geruch zeigt an, solange er auftritt, dass der Dichtstoff noch nicht vollständig ausgehärtet ist und deswegen nicht belastet werden darf. Obwohl Amin- bzw. Aminoxysysteme zu äußerst stabilen Produkten führen, die auch bei kalter Witterung noch nennenswert durchhärten, sind sie im Markt nicht mehr häufig zu finden. Ein ähnliches Schicksal teilen die Benzamidsysteme, die ebenfalls charakteristisch riechende Kondensationsprodukte abspalten. Sie werden noch im Fensterbau und für Spezialanwendungen eingesetzt.

Oximsysteme sind mittlerweile der Begriff für neutral aushärtende Silikondichtstoffe geworden. Sie spalten chemisch relativ inerte Ketoxime ab, die auch empfindliche Substrate, wie zum Beispiel in der Elektronikindustrie nicht angreifen. Überall dort, wo die chemisch aggressiveren Abspaltungsmoleküle wie Essigsäure und Amin nicht erwünscht sind, hat man mit Oximsystemen eine gute Chance, eine funktionierende Abdichtung zu gewährleisten. Die Diskussion um die mögliche Toxizität der Abspaltungsprodukte (MEKO) ist noch nicht abgeschlossen.

Die Alkoxisysteme sind eine der jüngeren Entwicklungen auf dem Gebiet der feuchtigkeitshärtenden Silikone. Sie spalten niedere Alkohole ab und riechen daher beim Aushärten kaum wahrnehmbar. Diesen Vorteil muss man sich mit dem Wegfall des „Geruchs-Indikators" für vollständige Aushärtung erkaufen, den die älteren Systeme chemiebedingt noch in sich tragen. Alkoxyhärtende Silikone zeigen ein sehr breites Haftbild, auch auf vielen Kunststoffen, Lacken, und Beschichtungen.

Spezifisches Gewicht

Das spezifische Gewicht eines Körpers ist das Verhältnis seiner Gewichtskraft zu seinem Volumen.

Standfestigkeit

Fugen, die abgedichtet werden müssen, kommen praktisch in allen 3 Ebenen vor: waagrecht im Bodenbereich, senkrecht in Wänden und über Kopf an Decken. Der Dichtstoff muss daher in seiner Konsistenz so eingestellt sein, dass die Standfestigkeit in den unterschiedlichen Fugen gewährleistet bleibt.

Standvermögen

Ist die Eigenschaft eines Dichtstoffes, nach der Verarbeitung in der vorgegebenen Form zu bleiben.

Temperaturbeständigkeit

eines Dichtstoffes gibt an, in welchem Temperaturbereich der ausgehärtete Dichtstoff die ihm zugedachte Funktion sicher und dauerhaft erfüllt

Topfzeit

gibt an, innerhalb welchen Zeitraumes ein aus zwei oder mehreren Komponenten vor der Verarbeitung zusammengemischtes Material noch verarbeitbar ist.

TRK-Wert

Die Technische Richtkonzentration (TRK-Wert) gibt die Konzentration eines Stoffes als Gas, Dampf oder Schwebstoff in der Luft am Arbeitsplatz an, die nach Stand der Technik minimal erreicht werden kann.

Überstreichbarkeit

Überstreichbar ist ein Dichtstoff, der ganzflächig überdeckend mit einem oder mehreren Aufträgen beschichtet werden kann, ohne dass sich schädigende Wechselwirkungen ergeben.
- Haftung des Beschichtungsstoffes auf der gesamten Dichtstoffoberfläche
- keine Rissbildung bei zulässiger Bewegung des Dichtstoffes
- keine Erweichung
- keine Verfärbung
Prüfung der Verträglichkeit nach DIN 52452 Teil 4
A1 - vorhandene Dichtung / nachfolgender Dichtstoff
A2 - vorhandener Dichtstoff / nachfolgende Beschichtung im Grenzbereich
A3 - vorhandener Dichtstoff / nachfolgende Beschichtung auf gesamter Dichtstoffoberfläche (bei den meisten elastischen Dichtstoffen nicht möglich, da Anstrichstoffe max. 2 - 4 % elastisch sind)

Nachdem "Überstreichbarkeit" häufig mit der "Anstrichverträglichkeit" verwechselt wird, empfiehlt sich auch den Fachbegriff "Anstrichverträglichkeit" zu beachten!

UV-Stabilität

Ultraviolettstrahlung sind elektromagnetische Wellen. Ultraviolettstrahlung ist nicht sichtbar. So, wie unsere Haut von Person zu Person unterschiedlich auf die UV-Bestrahlung reagiert, so verhalten sich auch die Dichtstoffe in ihrer Reaktion gegenüber der UV-Belastung verschieden. Die Beständigkeit ist abhängig von der Rohstoffbasis und der Formulierung.

Verarbeitungstemperatur

Gibt den Temperaturbereich an, in dem ein Dichtstoff noch gut verarbeitet werden kann. Die am Objekt herrschende Bauteiltemperatur bezeichnet man Objekttemperatur.

Vernetzung

In der makromolekularen Chemie versteht man unter Vernetzung die räumliche Verknüpfung von Polymerketten untereinander zu einem Neztpolymer. Die Quervernetzung ist auch die Ursache für die Verfestigung von chemisch reagierenden Dichtstoffen z. B. Silicon-Dichtstoffen.

Viskosität

Unter der Viskosität versteht man die „Zähigkeit" einer Flüssigkeit oder eines Gases. Sie resultiert aus den zwischenmolekularen Kräften in einem Fluid, ist also abhängig von der Kohäsion zwischen den Molekülen oder Teilchen. Man spricht daher auch von der inneren Reibung. Bei Feststoffen verwendet man stattdessen die Begriffe der Duktilität, Sprödigkeit und Plastizität.

Wartungsfugen

Sind einer hohen chemischen und/oder physikalsichen Belastung ausgesetzt, aus diesem Grund muß der verwendete Dichtstoff in regelmäßigen Zeitabständen überprüft und gegebenfalls erneuert werden.

Zugfestigkeit

Als Zugfestigkeit wird die im Zugversuch aus der maximal erreichten Zugkraft bezogen auf den ursprünglichen Querschnitt der Probe errechnete Spannung bezeichnet. Wenn die Probe nicht an diesem Punkt bricht, sinkt die Zugkraft bis zum Bruch wieder ab. Das Formelzeichen der Zugfestigkeit ist Rm. Dimension der Zugfestigkeit ist Kraft pro Fläche. Häufig verwendete Maßeinheiten ist N/mm² oder MPa (MegaPascal).

Zulässige Gesamtverformung (ZGV)

Fugenbewegungen müssen vom Dichtstoff aufgefangen und ausgeglichen werden, ohne dabei die dichtende Funktion zu verlieren. Der Dichtstoff darf weder in sich reißen noch sich von den Haftflächen ablösen. Diese obere Bewegungsgrenze wird als "zulässige Gesamtverformung (ZGV)" bezeichnet und zur Berechnung der erforderlichen Fugenbreite bzw. zum Auswählen des einzusetzenden Dichtstoffes benötigt